Wir machen uns auf den Weg zum größten See des Landes. Lake Taupo ist stolze 40 km lang, 28 km breit und man müsste rund 193 km einplanen, würde man einmal am Ufer rundherum spazieren.
Was man kaum glauben mag, wenn man an seinem Ufer steht: es handelt sich um die mit Wasser gefüllte Caldera eines noch heute aktiven Supervulkans, dessen Magmakammer nur sechs bis acht Kilometer unter der nördlichen Seite des Sees liegt. Er ist Teil einer nordöstlich verlaufenden Verwerfung, zu der auch die Vulkane im Tongariro Nationalpark und White Island gehören. Vor ca. 26500 Jahren kollabierte die damalige Magmakammer bei der weltweit größten Eruption der letzten 70000 Jahre und die umliegenden Flüsse füllten den Krater mit Wasser. Nahe des heutigen Taupo bildete sich ein Abfluss, wo der heutige Waikato River imposant über und durch die Felsen schießt.
Wir schlagen unsere Zelte an einem kostenlosen Campingplatz am Waikato River auf und verbringen die nächsten zwei Tage damit, vor dem immer wieder einsetzenden Regen zu flüchten und zwischendurch die Attraktionen rund um den See zu besichtigen. Angeboten wird hier ziemlich viel, was ziemlich viel kostet – da unser Budget begrenzt ist, lassen wir das also mit dem Bungee springen, Jetboat fahren und Helicopter fliegen. Wir legen uns lieber in heiße Quellen am Seeufer. Je tiefer man buddelt, desto heißer wird es… Am Waikato River gelegen gibt es noch mehr heiße Quellen – auch hier kann man die gewünschte Temperatur regeln: je nach Position (nahe des Waikato oder eher im Zulauf der heißen Quelle). Während Jan an dem heißen Wasser nicht viel finden kann, beneide ich die Einheimischen, die an diesem verzaubert wirkenden Fluss mit diesen traumhaften Farben entlang joggen oder es sich mit ein paar Freunden und einer Flasche Wein nach Feierabend in den Quellen gemütlich machen. Wie schön das erst im Winter sein muss!
Von den heißen Quellen aus laufen wir den Fluss entlang bis zu den Huka Falls. Hier stürzt sich der von 100m auf 15m Breite gequetschte Waikato River durch enges Gestein, bevor das Wasser schließlich 6m über die letzte Klippe stürzt. Bis zu 220000 Liter pro Sekunde werden hier durch die Felsen gedrückt – unglaublich!
Am nächsten Tag schauen wir uns einen weiteren Hinweis darauf an, dass der Vulkan unter dem Lake Taupo tatsächlich noch immer aktiv zu sein scheint: Orakei Korako. Blubbernde und stinkende Schlammquellen warten hier auf uns.
Beim Bau eines Stausees zur Stromerzeugung wurden hier 1961 mehr als 200 heiße Quellen und 70 Geysire, darunter zwei der damals weltweit höchsten, geflutet. Während wir mit der Fähre über den See gleiten, fragt man sich, wie es unter der Oberfläche wohl einmal ausgesehen hat und wie so eine Entscheidung getroffen werden konnte…
Auf der anderen Seite des Sees wartet ist ein noch immer riesiges geothermales Feld – an jeder Ecke blubbert, brodelt und dampft es. Wir lassen Bilder sprechen!
Auf dem Rückweg halten wir noch an den Aratiatia Rapids. Der Waikato River darf sich seit 1964 nur noch alle zwei Stunden durch diese Schlucht stürzen, da auch hier das Wasser zur Stromerzeugung genutzt wird. Wir lassen uns das Spektakel natürlich nicht entgehen, wo wir so kurz vor Schleusenöffnung in der Nähe sind. Hier wurde übrigens eine der Szenen der Hobbit Trilogie gefilmt: Um zu filmen, wie die Zwerge in den Fässer aus der Gefangenschaft der Elfen flüchten, hat die Filmcrew hat zwei Tage damit verbracht, zu jeder Schleusenöffnung 20 bis 25 Fässer in die Stromschnellen zu werfen und zu filmen.
Weil es zur Abwechslung immer mal wieder regnet, ist Taupo für uns auch die Stadt der „ersten Male“: auf dieser Reise verschlägt es uns das erste mal ins Schwimmbad, zu Pizza Hut und ins Kino!
Wir verbleiben in froher Hoffnung auf besseres Wetter!