Ein kurzer Zwischenstopp auf Lombok!

Wenn man sich die medizinischen Sicherheitshinweise durchliest, hört es sich nicht gerade einladend an, weiter gen Osten zu reisen. Da wir zwei ja nicht gerade wie die Pauschaltouristen von einem Hotel ins nächste hüpfen, macht’s die Sache auf einer Insel wie Lombok noch ein wenig schwieriger. Da ist es doch wie ein Lottogewinn, wenn man in einem Homestay in einem der weniger touristischen Orte noch eines der begehrten Zimmer mit Moskitonetz und einigermaßen dichten Türen und Fenstern abbekommt.

Wir bekommen genau so eins! Allerdings sind die Spalten an Tür und Fenster in unserer Unterkunft alles andere als dicht (zwischen einem und fünf Zentimetern Luft passen zwischen Wand und Fenster hindurch) und auch die Löcher im Moskitonetz lassen die Rechnung dann doch nicht aufgehen. Schade!

Nun gut, wir müssen uns damit arrangieren, packen unser eigenes kleines Moskitonetz aus und tragen eine dicke Schicht DEET-halftigen Mückenschutzes auf. Trotz langer Kleidung und chemischer Keule: Die unzähligen Mücken gehen bei Nadine auf Tuchfühlung. Vegetarierblut riecht wohl einfach besser? Ab jetzt gibt’s für Nadine zusätzlich jeden Tag zwei Vitamin B Tabletten, die das Blut zum stinken bringen sollen – nur für Mücken wahrnehmbar, wie uns die Apothekerin netterweise ungefragt direkt versichert. Na dann!

Die Unterkunft, die uns eine Indonesierin während der Bemofahrt empfohlen hat, stellt sich übrigens auch sonst nicht gerade als Perle des Dorfes heraus. Sonja, die Eigentümerin, raubt uns mit ihren überteuerten Tourangeboten und den ständigen Fragen nach dem Geld für die nächste Nacht bei allen Gästen (hier ist es üblich am Ende seines Aufenthaltes die Rechnung zu begleichen…) den letzten Nerv und verkürzt die Zeit, die wir im eigentlich hübschen Garten verbringen möchten, durch ihr ‚Gesabbel‘ um ein Vielfaches. Ob vielleicht selbst die Moskitos vor ihr flüchten und es sich so doch lohnen könnte, sich in ihrer Nähe aufzuhalten?

Wir verzichten darauf, das heraus zu finden und mieten uns für den Morgen nach unserer Ankunft einen Roller um ein wenig mehr von Lombok kennen zu lernen.

Lombok

Wir fahren mehrere Stunden mit dem Klapperofen die Küste gen Norden? Entlang tiefblauer Buchten, durch ein Meer an Reisfeldern und durch kleine Dörfer am Wegesrand.

Lombok

Lombok

Lombok

Ob es Sinn machen würde, bei einer Apotheke nach etwas Wund und Heilsalbe für unsere ‚Allerwertesten‘ zu fragen? Was wir mal wieder nicht bedacht haben: wir müssen den ganzen Weg ja auch noch zurück und langsam fangen die Hintern an zu schmerzen…

Lombok

Trotz der eher unbequemen Fahrt über die Insel lohnt es sich am Ende so weit gefahren zu sein: wir kommen in den Genuss einen der schönsten Wasserfälle Lomboks zu sehen und dort zu baden. Und überhaupt macht es Sinn hier viel Roller zu fahren: So haben die Mücken nicht den Hauch einer Chance bei dem Fahrtwind auf uns zu landen!

Air Terjun Sindang Gila Lombok

Eigentlich ist es nicht bloß einer, sondern sind es zwei Wasserfälle, die mitten im Urwald nahe des Gunung Rinaji durch schmale Pfade miteinander verbunden sind. Es fällt auf, dass der Wasserfall, der zuerst und am einfachsten zu erreichen ist, am meisten Besucher hat. Für uns Grund genug, um nach einer kurzen Dusche unter den brachialen Wassermassen, die aus circa 60 Metern im freien Fall auf den Boden knallen, weiter zu ziehen und den nächsten, hoffentlich nicht so überlaufenen Wasserfall zu suchen. Da Nadine sich ungern vom Wasser den Bikini vor all den Touristen ausziehen lassen wollte, hat sie hier auf die Dusche verzichtet…

Air Terjun Sindang Gila Lombok

Air Terjun Sindang Gila Lombok

Air Terjun Sindang Gila Lombok

Am zweiten Wasserfall sind wir dann tatsächlich fast allein. Wir packen unseren Rucksack in die Regenhülle, verstauen die Helme im Dickicht und stürzen uns in die Fluten. Ich versuche mit aller Kraft unter den Wasserfall zu schwimmen, scheitere aber kläglich und werde von den Wassermassen immer wieder Richtung Ufer geschoben. Wir lassen uns also lieber treiben und beobachten die vielen Regenbögen.

Air Terjun Sindang Gila Lombok

Air Terjun Sindang Gila Lombok

Air Terjun Sindang Gila Lombok

Durchgeweicht und durchgefroren machen wir uns anschließend auf den Rückweg. Wir haben noch gute zweieinhalb Stunden auf unserem Klapperofen vor uns und die Küstenstraße mit ihren Serpentinen und sandigen Kurven würden wir wirklich nur ungern im dunkeln befahren.

Also geben wir Gas und beeilen uns vor Anbruch der Dunkelheit wieder bei der fast schon lieb gewonnenen Sonja zu sein. Aber nicht nur die Kurven und die Dunkelheit sind das Problem… Ehrlich gesagt wundert es mich nicht, dass so viele Touristen mit Schürfwunden an Armen und Beinen oder Schlimmerem überall in Indonesien zu sehen sind. Auf unserem Heimweg machen wir wieder Bekanntschaft mit diesen Leuten, wie sie schneller als jeder Einheimische fahren, mal rechts und mal links überholen, nie wie hier beim Überholvorgang üblich hupen und so manch einen bei ihren Manövern ausbremsen oder zur Seite drängen. Von hinten ist zudem meistens nicht zu erkennen, ob zwischen dem Fahrer und dem Hintermann noch ein Kind oder sogar ein Baby sitzt bzw. zwischen den Füßen des Fahrers steht und sich beim Ausweichen vielleicht nicht gut halten kann. Viele fahren einfach unglaublich rücksichtslos und ohne nachzudenken und rasen mit allem, was der Roller hergibt, durch die Dörfer. Viele sind der Meinung, sie können genauso gut oder eher: besser als die Einheimischen über die Inseln fahren und provozieren somit Unfälle. Kein Wunder, dass die Einheimischen hierüber verärgert sind…

Lombok

Lombok

Lombok
Wir schaffen es nicht ganz im Hellen nach Hause, kommen aber dennoch gut in unserer Unterkunft an. Nach einer weiteren Nacht in unserem heiß geliebten Homestay machen wir uns auf dem Land- und Seeweg auf nach Flores. Und dann passiert es: Wir werden eine halbe Stunde zu früh vom Minibus abgeholt, der uns zum Busbahnhof nach Mataram bringen soll. Wir sind verwundert, sprachlos, perplex! Noch nie wurden wir auf unseren Reisen vor der ausgemachten Zeit abgeholt… Wir schmeißen schnell unsere letzten Klamotten in die Rucksäcke und sprinten zu unserem Fahrzeug, wo schon andere Reisende geduldig auf uns warten. Am Busbahnhof von Mataram warten wir dann allerdings drei (!) Stunden, bevor sich die Busse zum Fährhafen in Labuhan Bajo um 15 Uhr planmäßig in Bewegung setzen. Warum genau müssen wir drei Stunden vor Abfahrt hier sitzen…? Naja, egal. Am Ende sitzen wir endlich im Reisebus und fahren von West nach Ost quer über Lombok, um den Fährhafen zu erreichen.

Fähre Sumbawa

Am Hafen angekommen geht es mit der Fähre nach Sumbawa, um auch diese Insel von West nach Ost zu überqueren. Mitten in der Nacht müssen wir hierfür vom großen Bus in ein kleines Bemo umsteigen, da die östlich von Bima gelegenen Straßen zu zierlich für unseren Bus sind.

Sape Sumbawa

Sape Sumbawa

Alpenliebe

Mit gut verpackter ‚Alpenliebe‘ (dreimal hält wohl besser…?) geht es am Morgen dann von Sape aus mit zweistündiger Verspätung mit der Fähre weiter und sieben Stunden später sind wir auch schon in Labuan Bajo auf Flores.

Nach circa 30 Stunden auf der Piste haben wir es also geschafft. Jetzt kann getaucht werden! Und die Komodo Warane warten sicher auch schon!

Auf dem Weg nach Labuan Bajo

Auf dem Weg nach Labuan Bajo

Auf dem Weg nach Labuan Bajo

Auf dem Weg nach Labuan Bajo

PS: Es fahren übrigens auch Boote von Lombok nach Flores – in vier Tagen erreicht man das Ziel und kann zwischendurch Schnorcheln und einen Stop auf Komodo oder Rinca einlegen. Da diese Boote aber meist weder Funk, Ortungsgeräte noch Rettungswesten haben, haben wir lieber verzichtet… Es ist Beginn der Regenzeit und da wir bisher so ungefähr jedes Unwetter mitgenommen haben, wollten wir unser Glück nicht unnötig provozieren…