Hitchhiking im Nubra Valley

Während wir uns nach unserer Rückkehr vom Pangong Tso von Inge verabschieden müssen, geht es für Levijn und uns zwei ins Nubra Valley. Für sämtliche grenznahe Gebiete ist eine Sondergenehmigung erforderlich, die den Taiwanesinnen, mit denen wir in Kaschmir unterwegs waren, leider verwehrt bleibt. Unser Permit ist noch weitere 4 Tage gültig und so machen wir uns – mal wieder – auf in Richtung Pakistan!

Um 6:30 Uhr steigen wir in einen Shared Jeep (hier fährt man Jeep stat Bus im öffentlichen Nahverkehr…) und überqueren kurze Zeit später den Khardung La (5360m) mit Blick auf das Karakorum Gebirge. Die Schilder nennen andere Höhenangaben (5602m) – man weiß es wohl nicht so genau…?

Khardungla

Gegen 10 Uhr erreichen wir Diskit. Der Bus nach Turtuk, unserem Tagesziel, fährt leider erst um 14:30 Uhr… Vielleicht die Zeit überbrücken und bis nach Hunter über die Dünen laufen? Oder in Diskit warten und sich die Stadt und das Kloster anschauen? Oder trampen? Trampen!

Nubra Valley

Gesagt, getan! Unsere erste Mitfahrgelegenheit: ein Army Truck! Es folgen Pickups und weitere Armytrucks, doch die ersten fünf Mitfahrgelegenheiten bringen uns gerade einmal 25 km weiter Richtung Turtuk. Mal fahren wir in einem Army Truck auf der Pritsche mit, mal im Führerhaus, mal stehen wir auf einer Pickup Ladefläche, mal krallen wir uns fest und liegen. Und zwischendrin laufen wir die einzige Straße im Tal entlang. Mitten durch die Wüste – um uns herum nichts außer Army Camps und Gestein.

Nubra Valley

Nubra Valley

Nubra Valley

Nubra Valley

Nubra Valley

Nubra Valley

Nubra Valley

Nach drei Stunden sind die Wasservorräte fast aufgebraucht und die Mägen knurren… Das Glück ist uns hold und wir werden an dem wohl einzigen Dhabha (kleines Restaurant) zwischen Hunder und Diskit abgeladen. Und das Glück wird uns immer holder: Darin sitzen drei Reisende mit einem Privatjeep, die uns netterweise anbieten, bei ihnen die restlichen 52 Kilometer bis nach Turtuk mitzufahren!

Nubra Valley

In Turtuk angekommen, geht es von der einzigen Straße im Ort einen kleinen Patt den steilen Berghang hinauf. Bunt bemalte Schilder versprechen uns dort oben eine Unterkunft zu finden… Und oben angekommen, kommen aus dem Staunen kaum noch heraus: vor uns eine Welt wie vor hundert Jahren! Im Hintergrund die steilen Berge, davor kleine Häuser, gebaut aus Holz und Stein, die wie zufällig angeordnet inmitten der vielen Felder stehen. Dazwischen die Bauern, die ihre Ernte einholen. Die Frauen laufen mit ihren Eseln und Körben über die schmalen Pfade, vorbei an den vielen kleinen Bächen – einem ausgeklügelten Bewässerungssystem, dass sogar einen Schwimmteich beinhaltet. Die Männer verarbeiten den in Bündeln getrockneten Weizen bis spät in die Nacht mit urtümlich wirkenden kleinen Maschinen.

Turtuk Indien

Turtuk Indien

Turtuk Indien

Wir schauen uns an und uns ist klar: hier bleiben wir bis unser Permit ausläuft! Alle anderen Pläne für unsere Zeit im Nubra Valley sind über Bord geworfen!

Turtuk Indien

Turtuk Indien

Turtuk Indien

Schnell ist ein schönes Homestay gefunden. Da die zwei Zimmer aber bereits belegt sind, beziehen wir ein ausgemustertes Krankenzelt der Army, welches im Gemüsegarten des Guesthouses steht und erkunden dann das Dorf.

Turtuk Indien

Turtuk Indien

Turtuk Indien

Turtuk Indien

Turtuk Indien

Am nächsten Tag laufen wir weiter die Straßen entlang, immer Richtung Pakistan. Unser Plan: mal schauen, wie weit wir kommen (es sind noch circa 30 km). Wir werden jedoch von einer Brücke über den Shyok (sie sind sehr selten…) von unserem Vorhaben abgelenkt. Um zur Brücke zu gelangen, müssen wir erst einen ‚shooting ground’ überqueren, sicherlich ein Übungsplatz der Army…

Turtuk Indien

Turtuk Indien

Turtuk Indien

Auf der anderen Seite des Flusses entdecken wir eine Climbing Area – wirklich gut markierte Routen und wunderbarer Stein.

Turtuk Indien

Turtuk Indien

Turtuk Indien

Leider komm ich hier mit meinen Wanderschuhen nicht weit… Wir wenden uns also dem rechten Flussufer zu und entdecken eine riesige Aprikosenplantage.

Turtuk Indien

Turtuk Indien

Während wir erst noch einige Dorfbewohner bei der Ernte treffen, die uns allesamt freundlich zum Naschen einladen, treffen wir bei unserer Wanderung durch wilde Gärten niemanden mehr. Schließlich stehen wir inmitten eines Dorfes, welches ganz offensichtlich bewohnt, jedoch menschenleer ist. Nicht einmal Tiere sind zu sehen… Andererseits werden Aprikosen getrocknet und an den kleinen Holztüren der Häuser hängen neu aussehende Schlösser… Wir sehen einen Rucksack, der einen recht neuen Eindruck macht und machen noch andere Entdeckungen, die auf Leben hinweisen. Aber wir sehen keine Menschen. Wir rufen, machen uns erkenntlich, hören aber absolut nichts.

Turtuk Indien

Turtuk Indien

Turtuk Indien

Turtuk Indien

Nach ein par Minuten des Erkundens und Suchen nach vermeidlichen Einwohnern, ist uns etwas mulmig zu Mute. Hat der Ort etwas mit dem shooting ground zu tun? Ist es ein Übungsplatz der Armee? Wir wissen es nicht, und so machen wir uns auf und davon.

Turtuk Indien

Turtuk Indien

Auf dem Weg zurück zu den Plantagen kommt uns ein Mann mit einem Korb Aprikosen entgegen. Wir fragen ihn und er erklärt uns, dass es sich um das Winterdorf der Bewohner Turtuks handle. Der Ort, in dem sich unsere Unterkunft befindet, ist höher gelegen und somit im Winter nicht bewirtschaftbar. Wir sind ein wenig erleichtert und verlangsamen unseren Schritt, um beim Gehen ein paar Aprikosen naschen zu können.

Turtuk Indien

Turtuk Indien

‚Zu Hause’ angekommen, machen wir es uns auf dem Dach gemütlich und schauen den Bauern bei der Arbeit zu.

Levijn plagen am Abend Magen-Darm Probleme (Zu viele Aprikosen? Mehr als Nadine auf keinen Fall…) und so entgeht ihm eines der köstlichsten Abendessen unserer Reise. Er bleibt auch fast den ganzen nächsten Tag im Zelt liegen – Fieber gehört mittlerweile auch zum Symptomrepertoire. Wir laufen ein wenig durch den Ort, beschaffen Wohltuendes für unseren Patienten und relaxen im Garten.

TurTuk Indien

Turtuk Indien

Turtuk Indien

Turtuk Indien

Turtuk Indien

Am nächsten Morgen um 6:00 Uhr fühlt er sich dann zum Glück besser (unser Permit läuft aus und wir wissen nicht genau, was passiert, wenn man nicht pünktlich ‚auscheckt’) und so nehmen wir den Local Bus zurück nach Diskit, von wo aus wir dann weiter mit dem Shared Jeep über die (angeblich) höchste Passstraße der Welt zurück nach Leh fahren. Und wieder müssen wir einige abgestürzte Fahrzeuge in den Hängen der Berge feststellen…