Von Sonamarg bis an den Pangong Tso

Die kalte Nacht im Zelt und die Anstrengungen des Treks waren wohl zu viel… In Sonamarg angekommen fühle ich mich nach der heißen Dusche nicht besser, sondern immer schlechter. Es folgt das volle Programm sämtlich erdenklicher Krankheitssymptome…Vielleicht hätte ich mich doch noch einen Tag im guten alten Garten des Hotel Humza in Srinagar auskurieren sollen?

Nach meinem 34 stündigen Genesungsschlaf (nur unterbrochen durch die Antibiotikagabe von Nadine und heiße Zitronen von Narrinder…) geht es mir dann fast wieder richtig gut und nachdem das Frühstück im Magen bleibt, organisiert uns unser Hotelbesitzer und Hobbykrankenpfleger Narrinder netterweise eine Mittfahrgelegenheit nach Leh. Wir bezahlen zusammen gerade mal 1200 INR (circa 15 €) für die 12 Stunden Fahrt und sparen uns eine Übernachtung im berüchtigten Kargil – danke, Narrinder!

Sonamarg

Sonamarg

Sonamarg

Unser Weg führt über den Zoji La (3528m) und den Fotu La (4108m), zwei wirklich beeindruckenden Pässen auf dem National Highway 1D.

Sonamarg

sonamarg

Sonamarg

Sonamarg

sonamarg

Beim Fotu La machen sich erneut Kopfschmerzen bemerkbar, der Motor ist heiß gelaufen und braucht mehr frische Luft (die ihm durch unsere Sprite Flasche gewährt wird, siehe Foto) und wir sind froh, als es wieder bergab und gen Lamayuru geht. Ein kleines Dorf mit wunderschönem, auf den kargen Stein gebautem Kloster. Wir passieren zudem Dras, den zweitkältesten durchgehend bewohnten Ort der Erde (an erster Stelle steht Sibirien) und den Tiger Hill.
Hier machen wir Halt, um den Kriegsopfern des Kargil-Kriegs um Kaschmir 1999 zu gedenken. Wir sind die einzigen Touristen im Minibus und unsere indischen Mitstreiter sind froh, diesen Ort endlich einmal bei Tageslicht sehen zu können. Unser Busfahrer Happy findet eine Pause keine schlechte Idee und so finden wir uns plötzlich auf einem riesigen Kriegsdenkmal wieder. Trotz unterzeichneter Waffenruhe hatten pakistanische Kräfte 1999 hier Stellung bezogen. Als die Inder im Frühjahr wieder kamen, wurden sie von den in den Bergen positionierten Streitkräften überrascht und die einzige Verbindungsstraße zwischen Kaschmir und Ladakh, der NH 1D, war abgeschnitten.

Tiger Hill

Einen weiteren Stop machen wir auf Wunsch unserer Reisegefährten kurz vor Leh – Gurdwara Pathar Sahib. Eine Pilgerstätte für Sikhs und Lamas gleichermaßen in Gedenken an den Guru Nanak, der an dieser Stelle das Attentat eines bösen Dämons überlebte.

Nach einer sehr langen und spannenden Fahrt über die Pässe Nordindiens kommen wir schließlich in Ladakh, genauer gesagt im kleinen Städtchen Leh, an.

Leh Nordindien

Leh Nordindien

Leh Nordindien

Leh Nordindien

Leh liegt auf circa 3524m Höhe und ist bekannt für die zahlreichen Trekkingtouren, die von hier aus unternommen werden können. Am ersten Tag heißt es für uns aber erst einmal weiter Akklimatisieren – auf noch mehr Symptome der Höhenkrankheit haben wir keine Lust…

Beim Frühstück in einer der unzähligen ‚German Bakery’s’ (nichts schmeckt hier deutsch…) treffen wir ein Schweizer Paar, welches gerade den nächsten Trip plant. Uns gefällt die ausgewählte Route der beiden und gerne wären wir dabei, aber da ich noch nicht wieder ganz fit bin und wir noch Zeit brauchen, um uns an die Höhe zu gewöhnen, scheidet dieser Trip für uns aus. Zudem haben wir nach unserer letzten Erfahrung mit einem gemieteten Zelt nicht mehr so richtig Lust auf’s Zelten… Für uns soll es erst einmal an den Pangong Tso, einem Salzwassersee im Himalaya, gehen.

Wir lassen es ruhig angehen und genießen die ersten Tage in Leh, bevor wir uns auf den Weg dorthin machen. Mit im Jeep: Inge und Levijn, die wir in unserem Guesthouse kennen gelernt haben. Inge ist 72 und die wird bei unserem Ausflug mit uns und ihrer neuen Hüfte über jeden Fluss springen und auf den härtesten Matratzen schlafen. Ich hoffe wir werden das in dem Alter noch so können! Inge und Levijn (Holländer, Ornithologe und ein Drittel so alt wie die Inge) haben sich auf dem Weg ins Spiti Valley getroffen und sind die letzten drei Wochen zusammen unterwegs gewesen. Mit im Jeep sitzen zudem noch eine japanische Lehrerin aus Delhi und zwei Französinnen. Mit unserer multikulti Truppe rattern wir fünf Stunden über Schlagloch, Stein und den Chang La (5360m) bis wir den türkis-blauen See zwischen den Bergen ausmachen können. Die lange und beschwerliche Fahrt hat sich gelohnt, der Anblick ist atemberaubend!

Chang La (5360m)

Chang La (5360m)

Chang La (5360m)

An dem gut 130 km langen See (zwei Drittel liegen im chinesischen Verwaltungsgebiet) gibt es drei kleine Orte, an denen es möglich ist, die Nacht zu verbringen. Wir entscheiden gemeinsam bis in das weniger touristische nach Man zu fahren, dem zweiten Ort am See. Wir haben Glück und finden ein kleines Homestay mit ausreichend Platz für uns sieben. Das kleine Haus liegt etwas oberhalb des Sees an einem kleinen Gebirgsbach. Es gibt eine kleine Mühle, in der gerade die Gerste gemahlen wird und um das Anwesen verstreut sind die Felder und Kühe der Familie zu sehen. Bauernhofromantik pur!

Pangong Tso

Pangong Tso

Pangong Tso

Pangong Tso

Pangong Tso

Pangong Tso

Pangong Tso

Pangong Tso

Der See und die Berge scheinen so unwirklich schön, dass wir diesen Ort eigentlich gar nicht mehr verlassen wollen. Nach ein paar Stunden Erkundungstour am See machen wir uns auf dem Heimweg und treffen uns zum Abendbrot in der Küche der Familie. Wir sitzen auf dem Boden an knöchelhohen Tischen und unterhalten uns während die Gastgeberin den Teig für Pakthuk, eine Nudelsuppe, vorbereitet. Zum Essen kommen dann noch zwei andere Männer aus der Nachbarschaft hinzu. Es ist warm, gemütlich und lecker; die Atmosphäre absolut urig und familiär. Einfach schön!

Pangong Tso

Pangong Tso

Pangong Tso

Pangong Tso

Pangong Tso

Pangong Tso

Da es draußen ziemlich kalt wird sobald die Sonne weg ist und es im Dunklen nicht allzu viel zu tun gibt, außer sich die Milchstraße anzusehen, geht es an diesem Abend schon um neun ins Bett bzw. auf den Fußboden.

Pangong Tso

Pangong Tso

Am nächsten Morgen laufen wir noch vor Sonnenaufgang runter zum See. Wir hoffen auf einen ruhigen See ohne Wellen um das Spiegelbild der Berge im See sehen zu können. Leider haben wir kein Glück und so machen wir uns auf den Weg zurück zum Homestay, in der Hoffnung, dass es vielleicht schon Frühstück gibt.

Pangong Tso

Pangong Tso

Pangong Tso

Pangong Tso

Pangong Tso

Nach dem Frühstück geht es dann weiter bis nach Merak, dem letzten für uns passierbaren Ort vor der chinesischen Grenze. Die Strecke hat es in sich: Es geht durch Flüsse, die am Nachmittag des Vortages aufgrund des Schmelzwassers unpassierbar gewesen wären (wir haben ein paar Jeeps umkehren sehen). Wir kämpfen uns durch die Flussläufe, setzen auf dem steinigen Boden mehrmals auf und brauchen für die zehn Kilometer eine Stunde. Aber es lohnt sich: Auch dieser Ort (meiner Meinung nach…) ein Paradies!

Pangong Tso

Pangong Tso

Pangong Tso

Pangong Tso

Pangong Tso

Gegen Mittag machen wir uns dann auf den Rückweg nach Leh. Auf dieser Fahrt sehen wir viele Fahrzeuge die vom Weg abgekommen und in die Tiefe gestürzt sind. Gut, dass uns das auf dem Hinweg nicht aufgefallen ist. Bei dem Gedanken, einem könnte das gleiche passieren, macht sich ein mulmiges Gefühl breit. An manchen Stellen geht es gut 300 Meter steil hinunter, ohne jegliche Absperrung… Mit erneutem Halt am Chang La, dem Dritthöchsten Pass der Welt mit den definitiv schlechtesten Toiletten der Welt, geht es bis runter ins Tal nach Leh.

Pangong Tso

Pangong Tso