Unterwegs im goldenen Dreieck!

Delhi, du Monster!

Vorweg eine kleine Zusammenfassung unserer Zeit in Delhi: Wir haben Federn gelassen, Zeit, Geld und vor allem Nerven verloren und sind einen Pakt mit der Schleppermafia eingegangen!

Fotos gibt es aufgrund der strapaziösen Zeit in diesem Mekka der Schlepper keine – wer trotzdem hingucken möchte (es ist wohl wie bei einem Unfall, weggucken kann man auch nicht…), der findet hier unsere Leidensgeschichte. Allen anderen empfehlen wir bis nach Agra runter zu scrollen!

Von Dubai aus geht es weiter nach Delhi – der Kontrast zwischen beiden Städten könnte größer wohl kaum sein! Kaum mehr als drei Stunden zuvor wandelten wir durch Luxus und fühlten uns in unserem Backpacker Outfit stets etwas ‚under dressed’. Nun fahren wir vorbei an auf Bordsteinen schlafenden Menschen – dazwischen Hunde, Kühe und jede Menge Müll. Die Eindrücke sind überwältigend – nicht nur visuell, sondern auch für den Geruchssinn… Dazu müssen wir allerdings sagen, dass das Ganze im Vergleich zum entsprechenden ‚Streckenabschnitt‘ in Mumbai wirklich harmlos ist!

Zwischen all dem Chaos dann irgendwann: unser Hotel! Wir bekommen ein kostenloses Upgrade und landen in einer Suite mit Touchscreen für Lichter, Flachbildfernseher, Vorhänge, Zimmerservice – einfach alles! Die Fenster sind schallisoliert und so fühlen wir uns fast wieder als seien wir zurück in Dubai…

Bis wir am nächsten Morgen versuchen ein Zugticket zu erstehen! Noch frohen Mutes marschieren wir zum Bahnhof – durch unseren Reiseführer vermeintlich bestens auf die verschiedenen Tricks der Schlepper vorbereitet… Bereits auf dem Weg (es galt ca. 600 Meter zu überwinden…) versucht man unzählige Male uns in eine Rikscha zum Connaught Place zu verfrachten, wo sich unzählige private Tour-Anbieter befinden, die sich allesamt „Official Government Approved Tourist Information“ oder ähnlich nennen und sich oft auch seriös klingender Buchstabenkürzel bedienen. Woher wir das wissen? Na, weil wir schlussendlich natürlich genau dort gelandet sind! Am Bahnhof angekommen konnten wir das International Tourist Bureau einfach nicht finden und mein Versuch, unsere Tickets wie in Südindien in der ‚Ladies Line’ zu buchen, wurde mehrmals von einem hochoffiziell aussehenden ‚Beamten’ verhindert, der mich am Arm aus der Schlange fischte… Viele waren ‚so freundlich’ uns darauf hinzuweisen, dass das International Tourist Bureau vom Bahnhof zum Connaught Place umgezogen sei… Jaja, die Masche kennen wir doch aus dem Reiseführer! Da wir aber wirklich weit und breit kein International Tourist Bureau finden können, nehmen wir schließlich doch eine Riksha zur Janpath Road, wo sich ein zweites offizielles Büro befinden soll – denn: vielleicht haben die Herren ja recht? Und: Der ‚Beamte’ dort will uns tatsächlich Zugtickets verkaufen! Das denken wir eine geschlagene Stunde lang, fachsimpeln mit ihm über die beste Route und sind dankbar für seine Tipps! Also nichts wie buchen! Doch leider sind alle Züge ausgebucht und so könnten wir Delhi erst in drei Tagen verlassen, da es auch keine verfügbaren Busse gäbe. Einzige Option: ein privater Fahrer, der uns (für viel Geld) ganz unproblematisch quer durch Rajasthan fährt! Wir sind also doch auf einen Schlepper reingefallen und befinden uns nicht im offiziellen Tourist Bureau… Leider ist schon so viel Zeit vergangen, dass wir zunächst zurück zum Hotel müssen um aus zu checken. Denn eins steht fest: wir wollen Delhi unbedingt heute noch verlassen! Das Chaos, der Lärm, die Hitze, der Gestank – und dazu noch die unzähligen Schlepper… – Gründe fallen uns mehr als genug ein!

Mit unseren großen Rucksäcken auf dem Rücken sind wir jedoch offensichtlich noch leichtere Beute für die Schlepper. Mit der Rikscha geht es überall hin, aber leider nie wie gewünscht auf die richtige Seite des Bahnhofs… Irgendwann sind wir das Spielchen leid – und ergeben uns. Wir zahlen einen riesen Batzen Geld für einen Fahrer, der uns nach Agra bringt. Auf der Fahrt (für xxx Kilometer benötigen wir 6 Stunden…) werden wir von vier Zügen überholt – das schmerzt! Am nächsten Tag treffen wir viele andere Reisende und da schmerzt es schon nicht mehr ganz so sehr: während sich ein paar wirklich tapfer durchgekämpft (das ist hier tatsächlich wörtlich zu nehmen – mit Schubsen, Beleidigungen und allem Drum und Dran) haben, ist es den meisten in Delhi noch schlimmer ergangen als uns und sie haben hunderte von Euro verloren. Bei uns waren es ‚nur’ 90 Euro…

 

Agra und das Taj Mahal

Unser Tag beginnt früh! Um 5:30 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Taj Mahal, um den Sonnenaufgang dort zu sehen. Unsere Unterkunft ist zwar nur 100 Meter vom Südeingang entfernt, doch öffnet dieser erst deutlich später seine Pforten… Also nichts wie los! Auf dem Weg die Erkenntnis: wir haben nicht mehr genug Bargeld um den Eintritt zu zahlen! Der einzige Geldautomat, den wir auftreiben können funktioniert nicht und so machen wir uns kurzentschlossen auf den Weg zur Unterkunft, wo unser Gastgeber so nett ist uns das Geld für unsere Übernachtung noch einmal zurück zu geben. Und so geht doch alles gut und wir stehen pünktlich vor den Pforten dieses wohl berühmtesten Grabmahls.

Taj Mahal, Agra, Indien

Und es ist wirklich zu recht so berühmt – wir waren sprachlos! Großmogul Shah Jahan ist es zweifelsohne gelungen, für seine 1631 bei der Geburt des vierzehnten Kindes verstorbene große Liebe Mumtaz Mahal ihrem Wunsch gemäß ein Grabmahl zu erschaffen, wie es die Welt noch nicht gesehen hat. Das Material (vorwiegend Marmor) wurde aus ganz Indien und auch anderen Teilen Asiens mit über 1000 Elefanten herbeigetragen. Der Legende nach hatte Shah Jahan für sich selbst ein ebenbürtiges Grabmahl auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses vorgesehen, doch Verschlang der Bau des Taj Mahal sämtliche Reichtümer und trieb das Reich des Großmogulen in den Bankrott. Shah Jahan wurde von seinem Sohn daraufhin für verrückt erklärt, der Macht enthoben und verbrachte den Rest seines Lebens unter Hausarrest in einer Zelle im Roten Fort – mit Blick auf das Grabmahl seiner verstorbenen Lieblingsfrau. So die Legende! Die ersten Minuten konnten wir den Anblick zusammen mit zwei Indern übrigens ganz für uns genießen, das war natürlich besonders schön! Und so war es auch nicht ganz so schlimm, sich so früh aus dem Bett gequält zu haben – den Sonnenaufgang konnten wir nämlich aufgrund der dicken Wolkendecke nicht sehen…

Den Rest des Tages haben wir es auf unserer Dachterrasse ruhig angehen lassen… Die Besichtigung des Agra Fort haben wir zwar in Erwägung gezogen, dann aber unsere Dachterrasse mit Blick auf das Taj Mahal in sich ständig verändernden Schattierungen, ein gutes Buch und die Gespräche mit unseren Zimmernachbarn vorgezogen. Und so ging es dann am nächsten Morgen frisch erholt mit dem Zug nach Jaipur!

 

Jaipur – die pinke Stadt

Eine pinke Stadt? Im Internet finden sich Berichte von Frauen, die nur für die Erfüllung dieses Kindheitstraumes hierher reisten… Die Enttäuschung muss grenzenlos gewesen sein! Die Stadt wurde 1876 zu Ehren des Besuches des Prince of Wales rosarot gestrichen, da es keine andere Farbe gab, die in ausreichender Menge geliefert werden konnte – so wurde Pink in Rajasthan zur Farbe der Gastlichkeit! Der Anstrich wird bis heute alle fünf Jahre erneuert. Allerdings hat die Farbe unseren Empfinden nach nicht im entferntesten Ähnlichkeit mit rosa – die Altstadt ist orange! Für uns deshalb nicht weniger schön, aber wir reisten ja auch nicht zur Erfüllung eines Kindheitstraumes in rosa an…

Am ersten Tag ging es für uns zu Fuß zum Nahargarh Fort, einer beeindruckenden Festung am Fuße der Aravalli Berge, welche zusammen mit dem Amber Fort und dem Jaigarh Fort eine beeindruckende, kilometerlange Festungsanlage rund um die Stadt bilden. Durchgeschwitzt kommen wir oben an und werden mit einer wunderschönen Aussicht auf die Stadt belohnt. Wie in einem Geisterhaus wandeln wir ganz allein durch die unzähligen, leeren Räume. Das Gebäude ist so riesig, dass wir nur selten andere Touristen sehen.Ein Sandsturm zieht auf und so schlagen die Holztüren auf und zu und verstärken noch das Gefühl, den Ort mit ein paar verlorenen Seelen zu teilen. Auf den Dächern angekommen wird der Sandsturm allmählich vom Monsunregen abgelöst.

Nahargarh Fort

Wie kommen wir bloß wieder Heim!?! Zum Glück Erbarmen sich zwei Franzosen mit privatem Fahrer, denen ich hinterher sprinte, uns mit zurück in die Stadt zu nehmen. Das Wasser stürzt in zum Teil mehrere Zentimeter dicken Bächen den Berg hinunter und in der Stadt selbst steht es zum Teil knietief. Unser ortskundiger Fahrer schafft es die schlimmsten Straßen zu umschiffen und so kommen wir trockenen Fußes in unserm Viertel an. Bis wir den Wagen verlassen und bis zu den Knöcheln im Wasser stehen… Zum Glück ergeht es uns nicht wie einer Inderin – sie steigt aus dem Auto, macht einen weiteren Schritt und verschwindet plötzlich bis zum Hals im Wasser! Insgesamt scheinen sich die Menschen sehr über den lang ersehnten und herbei gebetenen Regen zu freuen, schieben tapfer ihre liegen gebliebenen Roller oder Rikschas, unterhalten sich auf der Straße mit Freunden und Nachbarn und Kinder nutzen die Überschwemmung als überdimensionales Planschbecken. Wir finden das etwas befremdlich, war bei uns doch der erste Gedanke: „Na toll, jetzt löst sich die ganze Kuhscheiße im Wasser auf und man kann weder ihr, noch dem ganzen treibenden Müll entweichen!“ Aber: andere Länder, andere Sitten… Wir stapfen tapfer mit der Masse durch die braune Brühe, zur Belohnung gibt’s daheim dann eine Dusche mit besonders viel Duschgel an den Füßen!

Am nächsten Tag geht es auf zum Amber Fort und dem darüber liegenden Jaigarh Fort, an dieser Stelle lassen wir mal Bilder sprechen – wer mehr wissen möchte, der google!

Amber Fort

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Amber Fort

Weiter geht es zum Palast der Winde, dem Hawal Mahal, der den Hofdamen seiner Zeit dazu diente, das einfache Volk zu beobachten. Nachdem Maurice vor dem Stadtpalast eine Kobra zähmte, machen wir uns noch auf zum Observatorium, der Jantar Mantar – Stadtgründer Jai Singh II. war nämlich Hobbyastronom und hat sich ein wirklich beeindruckendes Gelände mit mehr als 18 Instrumenten der Sternenkunde geschaffen.

Ach ja: Habt ihr schon einmal eine Kuh mit solchen Beinen gesehen?

Nach so viel Kultur machen wir uns nun auf den Weg nach Pushkar. Als ein von den Göttern gesandter Schwan über das Gebiet flog, hat er eine Lotusblüte fallen lassen und ein See entstand. Und genau an diesem See wollen wir nun die Beine baumeln lassen!