Unser erstes Ziel im Landesinneren von Flores: Ruteng!

Auf geht’s nach Ruteng! Mit Sanja und Benedikt springen wir in eines der bunten Bemos und sind für circa sechs Stunden den tobenden Bässen und der bunt gemixten Musikauswahl des Fahrers ausgeliefert. Während mal indonesiche Schlager aus den Boxen dröhnen, platzt uns bei den Technobeats des nächsten Lieds fast der Schädel. Egal zu welchen Liedern, zwei Dinge ändern sich nie: immer summt wer oder singt lauthals mit und scheppern wir mit konstant niedriger Geschwindigkeit (ca. 30 km/h) die Straße entlang. Bis nach Ruteng sind es 127km… Wir sehnen uns endlich dieses gar nicht allzu Ziel zu erreichen, ohne das unser Bemo durch die Bässe auseinander bricht. Hier werden die Ohrhärchen der ganz Kleinen schon früh zerstört… Ob uns die Leute deshalb so oft versuchen den Weg in ohrenbetäubender Lautstärke zu erklären?

Ruteng

Wir schaffen es tatsächlich bis nach Ruteng zu kommen und vernehmen nach dem Aussteigen nur noch ein leises Piepen im Ohr. Es ist also fast still um uns! Der Straßenlärm rund um unsere Unterkunft an der Hauptstraße? Peanuts! Hier werden wir wundervoll schlafen! Das denken wir zumindest bei der Ankunft als – frisch aus dem Bemo gepurzelt – selbst die nächste Party wohl Entspannung für’s Ohr gewesen wäre.

Tankstelle in Ruteng:

Ruteng

Unser Homestay gleicht einem Landschulheim an der deutschen Küste, nur das es eben an der Hauptstraße liegt. Ein riesiges, aus Holz gezimmertes Haus mit unendlich vielen Zimmer und noch mehr Doppelstockbetten. Leider sind die Toiletten so ranzig, dass wir uns nach der eisigen Dusche nur bedingt sauberer fühlen. Benedikt und Sanja verzichten ganz. Zum Frühstück gibt es eine mir bis dahin unbekannte Kombi aus drei Lagen köstlicher Leckereien: Auf unseren Tellern bildet ein mit Fett durchsogener Eierkuchen die Grundlage, gefolgt von einem labbrigen Toast, garniert mit einem mit Fett durchtränktem Spiegelei. Ach, ich hab die Mayonnaise am Tellerrand vergessen. Serviert wird immer ein Teller pro Tisch, so dass die Gäste sich beim Genuß dieser Gaumenfreude zusehen können und nicht durch ein eigenes Frühstück abgelenkt werden. Die Reihenfolge der Bestellungen berücksichtigen? Wie langweilig! Es gibt nicht viele Unterkünfte in Ruteng und so freuen wir uns über jeden Schüler der Tourismus Schule, der künftigen Besuchern des Städtchens das Frühstück vielleicht etwas netter gestalten wird:
Egal wo wir uns in Ruteng rumtreiben, überall kommen Kinder oder Jugendliche zu uns und wollen mit uns sprechen und ihr Englisch üben. Möchten, dass wir uns in ihre Listen eintragen und erklären uns, dass sie diese ihrem Lehrer zum Beweis vorlegen müssten. Wir sitzen in unserem „Hotel“ und vor der Tür warten Kids, die sich nach und nach ihre Unterschrift abholen. Während manche mit der Unterschrift in der Tasche schnell wieder das Weite suchen, probieren sich andere trotz Angstschweiß auf der Stirn im Gespräch oder halten schnell noch einmal das letzte Referat über die Attraktionen der Region, was für uns ja gar nicht so uninteressant ist.

Ruteng

Einen Roller zu leihen ist hier nicht nur doppelt so teuer wie auf Bali (hier sind die zweirädrigen Gefährte noch Luxusgut…), sondern auch gar nicht so einfach. Trotz unserer Kontakte zu den englisch sprechenden Jugendlichen, versteht man nicht so recht, was wir wollen. Schließlich werden wir zum Glück aber doch noch fündig und bekommen sogar vier Helme organisiert.

Ruteng

Ruteng

Als erstes wollen wir uns die Reisfelder bei Cancar ansehen. Nur auf Flores gibt es diese Reisfelder, die von oben betrachtet so aussehen, als schaue man auf ein riesiges Spinnennetz. Im englischen heißen sie deswegen auch ’spiderweb ricefields‘, die Manggarai nennen sie Lingko). Im Zentrum des Kreises, dem Lodok, werden bei Aussaat und Ernte Zeremonien abgehalten, die die Götter gnädig stimmen sollen. Stein und Pfosten im Lodok sollen die Vereinigung von Mann und Frau, Himmel und Erde und die Entstehung des Lebens symbolisieren. Jede Familie im Dorf bekommt in Abhängigkeit ihrer Größe, aber wohl auch beeinflusst vom sozialen Status, ein Stück Land im Netz vom ‚Dorfvorstand‘ zugewiesen.
Nach einer guten Stunde Fahrt und einigen Fragen nach dem richtigen Weg, bekommen wir sie zur Sicht, diese faszinierenden Muster in den Feldern:

Ruteng, Spiderweb, Reisfelder

Ruteng, Spiderweb, Reisfelder

Reisfelder gibt es hier selbstverständlich auch ganz klassisch:

Ruteng, Spiderweb, Reisfelder

Ruteng, Spiderweb, Reisfelder

Ruteng, Spiderweb, Reisfelder

Ruteng, Spiderweb, Reisfelder

Leider ist es im Moment noch etwas zu trocken und wir kommen nicht in den Genuss, den Reis in sattem Grün zu sehen. Dafür treffen wir eine Familie, die gerade einen Ochsen für ein bevorstehendes Fest geschlachtet hat und schon ausgiebig feiert. Wir wir später vom erfahren: eine Hochzeit!

Ruteng

Ruteng

Wir feiern leider nicht mit, für uns geht die Reise heute noch weiter nach Todo, einem traditionellem Dorf. Nachdem wir ziemlich lange mit dem Gregory, dem Ranger in Cancar, über Gott und die Welt gesprochen haben (die Leute hier nutzen halt jede Gelegenheit ihr Englisch aufzubessern), fahren wir weiter zu Titus, seinem Kollegen in Todo. Unser Weg führt uns über eine wirklich kleine Straße, die meist in Serpentinen verläuft, durch eine sehr bergige, sehr ländliche Region mit viel Reisanbau und nur wenigen kleinen Dörfern. Wo kommen nur all die Schulkinder her? Es sind hunderte!

Ruteng

Ruteng

Ruteng

Ruteng

In Todo angekommen, stellen uns auf eine lange Konversation mit Titus ein und machen es uns in seinem provisorischem Büro gemütlich. Wir bekommen extrem überzuckerten Tee zum Empfang und werden anschließend sogar mit einem späten Mittagessen verwöhnt. Auch hier reden wir wieder über Gott und die Welt und stellen uns stillschweigend die Frage, wann wir wohl endlich zu den traditionellen Häusern voranschreiten dürfen. Dafür sind wir ja schließlich her gekommen und müssen vor  Einbruch der Dunkelheit noch zurück nach Ruteng. Titus scheint von alle dem nichts wissen zu wollen und kleidet uns noch in aller Ruhe in traditionelle Tracht. Als wir nicht bereit sind, zusätzlich zu unserem Ticket, was dem Erhalt der Häuser und Titus seines Arbeitsplatzes dienen sollen, noch großzügig zu spenden, ist Titus etwas eingeschnappt und erlöst uns von seinem Wortschwall. So schaffen wir es tatsächlich noch vor Sonnenuntergang in eines der traditionellen Häuser und setzen uns mit dem nun schweigsamen Titus auf den Fußboden. Unsicher, wie man sich verhält, brechen wir nach ca. 10 Minuten das Schweigen und signalisieren, dass wir uns auf den Heimweg machen müssten.

Todo

Todo

Todo

Todo

Insgesamt empfanden wir den Besuch in Todo als eher enttäuschend. Es handelt sich um ein Dorf wie jedes andere hier auch, mit dem einen Unterschied: es gibt noch ein erhaltenes traditionelles Haus. Ein zweites Haus wird aktuell daneben gebaut, im gleichen Stil – nur eben nicht alt. Auch wenn das Ziel nicht ganz dem entsprach, was wir erwartet hatten, so hat sich der Weg auf jeden Fall gelohnt!

Ruteng

Ruteng