Pushkar – die Stadt der Pilger und ihrer Ghats

Da stehen wir nun also auf dem kleinen Platz, an dem unser  „Local bus“ uns nach sechs anstrengenden Stunden abgesetzt hat. Es ist schön mal nicht direkt nach dem Verlassen des Busses mit einer Schar wild um sich gestikulierender Männer konfrontiert zu werden und nicht in eine der dutzenden Rikschas einsteigen zu müssen. Dabei ist anzumerken – sei es die Fahrradrikscha oder das Tuktuk – man wird vom ‚Piloten‘ gefragt:
„Sir, Madam, do you need helicopter? Very fast!“

Ich erinnere mich noch an die nächtliche Aktion in Agra, in der wir mit einer Fahrradrikscha ins Hotel gebracht wurden (Tuktuks waren dort verboten, da die resultierende Luftverschmutzung das Taj Mahal verfärbt), wir aber zu Fuß schneller gewesen wären und ich dem ‚Piloten‘ noch beim schieben helfen musste, damit wir überhaupt voran kamen…

So merkten wir also gleich an der fehlenden Präsenz der ‚Airforce‘, dass der Aufenthalt in dem beschaulichen Pushkar ein Kontrastprogramm zu unseren bisherigen Stops in Indien werden würde. Vorfreude pur!

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Wir entschieden uns für ein Hotel in direkter Lage am See, mit Blick auf die insgesamt 52 Gaths, zu denen jährlich unzählige gläubige Hindus pilgern, um sich rein zu waschen und die Familie und die Gesundheit zu segnen.
Und so spannendend wie es uns beschrieben wurde, war es dann auch. Von unserer Dachterasse aus konnten wir auf den See und die umliegenden Ghats schauen und dem Treiben der Pilger zusehen.

Pushkar

Wir schauten fröhlich zu, wie sich gestandene Männer an die am Ufer fixierten Taue klammern und sich so Stück für Stück ins „warme Nass“ trauen und hinterher merken, dass ihnen das Wasser nur bis zur Hüfte geht – da man ja aber ausrutschen könnte, wird das Seil aber stets in der Hand gelassen. Leider können die meisten nämlich tatsächlich nicht schwimmen und so könnte ein Ausrutschen in dem trüben Wasser des Sees womöglich tödlich enden.

Es gibt gute und weniger gute Orte zum Essen in Pushkar – in manchen gibt es sehr leckeres, gut gewürztes indisches Essen, in anderen eher fade Speisen. Hier scheinen die schon auf dem We auf die Dachterrasse angepriesenen Spacecookies wohl eher den Publikumsmagnet darzustellen – und wer weiß, vielleicht ist nach so einem Spacecookie ja auch das Essen erträglicher? Beide Varianten von Restaurants waren jedenfalls stets gut besucht, die eine besonders von jungen Israelis…

Pushkar hat nach den Gaths und den circa 400 kleineren Tempeln noch einen weiteren Höhepunkt zu bieten – den Brahma Tempel. Dieser Tempel ist der einzige in ganz Indien und wurde im 14. Jahrhundert erbaut. Dieser Tempel gilt als einer der heiligsten Hindutempel, da hier der einzige Ort auf Erden sein soll, wo Brahma verehrt wird. Der Legende nach sollte Brahma hier eine Yagna, ein heiliges Ritual, zelebrieren. Dies sah die Anwesenheit seiner Frau Saraswati vor, so dass Brahma einen Boten nach ihr aussandte. Dieser log und entrichtete Brahma, dass seine Frau viel zu beschäftigt sei um an der Zeremonie teilzunehmen. So heiratete Brahma kurzerhand Gayatri, ein einheimisches Hirtenmädchen. Als Saraswati dann während der Zeremonie eintraf und eine andere Frau an Brahmas Seite sah, verfluchte sie ihn und befahl, dass er an keinem anderen Ort der Welt verehrt werden dürfe.

Tempel

Pushkar war für uns ein toller Ort, um ein wenig mehr über die indische Kultur zu lernen, in Cafe’s zu entspannen und mit anderen Reisenden das Treiben am See zu beobachten.