Jodhpur – zu Besuch in der blauen Stadt

Mit einem latent undichten ‚Express‘-Bus erreichen wir 186 Kilometer und nicht einmal sechs Stunden später unser nächstes Ziel: Jodhpur!

Jodhpur

Streets of Jodhpur

So richtig nass werden wir dann aber erst in der Rikscha, die wir uns mit einem Spanier teilen. Denn teilen beutetet bei einer Rikscha bestückt mit vier Personen, drei kleinen und drei großen Rucksäcken: irgendwo hängt immer irgendein Körperteil oder Gepäckstück oder beides im Regen. Wir haben uns aber noch den ‚besten‘ Spanier ausgesucht: seine drei Freunde fahren in der Rikscha hinter uns und sind neben ihrem Handgepäck mit jeweils einem gigantischen Rollkoffer bewaffnet, den sie zuvor auf dem Weg zum Busbahnhof in Pushkar tapfer durch den Schlamm gezogen haben – es hängen also noch mehr Körperteile auf der Straße und diejenigen, die es nicht tun, berühren die Kuhscheiße, äh – den Schlamm, der noch immer an den Koffern klebt, da der ‚Express‘-Bus einfach nicht undicht genug war, um alles weg zu spülen… 

Jodhpur Fort

Jodhpur at night

Unsere Unterkunft liegt inmitten der unzähligen kleinen Gässchen der Altstadt, direkt unterhalb des Forts. Eigentlich ein guter Orientierungspunkt! Es sind aber einfach zu viele kleine Gassen, viel zu viele… so dass wir tatsächlich kein einziges Mal heim finden werden, ohne uns durchzufragen! Wir fühlen uns direkt wohl in unserem kleinen Viertel, ein wenig abseits der anderen Unterkünfte rund um den Clock Tower – super untouristisch und trotzdem zentral! 
Auf unserer Erkundungstour auf dem Markt rund um den Clock Tower finden wir zwar keine neue Regenhülle für meinen Rucksack und auch niemanden in den diversen Nähstuben, der sich zutraut, aus einer Plane eine zu nähen – dafür aber Mogar Kachori, eine köstliche, in Zuckerwasser badende Süßspeise.

houses in jodhpur

Auf der Suche nach dem Tourist Office und einem brauchbaren Stadtplan entdecken wir den Stadtzoo. In einem schönen Park gelegen und von vielen Familien besucht, haben wir so unseren Spaß, das Treiben zu beobachten. Hier sieht man wohl selten Touristen, so dass niemand versucht uns etwas aufzuschwatzen, wir dafür aber umso häufiger um Fotos gebeten oder heimlich fotografiert werden. Fast fühlen wir uns ein bisschen wie die Zootiere… Und vielleicht waren wir tatsächlich eine der Hauptattraktionen, denn Tiere hatte der Zoo nicht viele! Während jeder Bereich (Raubtiere, Bären, Reptilien etc.) in einem großen Areal untergebracht war, fanden sich in diesen Arealen selbst nur karge Käfige, von denen nur wenige, oft nur einer, bewohnt war. Die meisten Tiere zeigten Zeichen von Hospitalismus oder waren ganz offensichtlich in schlechter gesundheitlicher Verfassung, so dass wir uns mit einem mulmigen Gefühl und der Frage, was eigentlich mit den ganzen Eintrittsgeldern passiert, auf den Heimweg machten.

Am nächsten Tag haben wir dann das Fort erkundet – zusammen mit Max und Nada aus Puerto Rico. Die beiden hatten wir schon in Agra am Bahnhof kennen gelernt und nun zufällig wieder getroffen. Das passiert übrigens häufiger, da sich die Routen oft ähneln. In der Stadt hatten wir zuvor einen Deutschen getroffen, den wir schon aus Pushkar kannten und ihn mit in unsere Unterkunft genommen, in die wir wiederum von den Spaniern mitgenommen worden sind… Aber zurück zum Fort: Die Anlage ist sehr gut erhalten und der Rundgang unglaublich informativ – es werden kostenlose Audioguides ausgegeben, welche die (wie immer eher spärliche) Beschilderung mehr als nur kompensieren. Uns vieren fehlt nach den anderen Burgen, Palästen und Festungen jedoch das kleine Abenteuer des Entdeckens… Diesmal stehen nicht alle Türen und Tore offen und es ist genau vorgegeben, in welcher Reihenfolge es wo lang geht…
Jodhpur, die blaue Stadt? Blau ist sie, diesmal stimmen Beschreibung und optischer Eindruck tatsächlich! Allerdings ist es nur ein kleiner Stadtteil, in dem wirklich jedes Haus blau scheint, den wir erst vom Fort aus entdecken… Blau kennzeichnet die Häuser der Brahmanen. Zudem sagt man der Farbe hier nach, dass sie ein wirksames Insektenrepellent sei…

Jodhpur Fort

Jodhpur

Uns hat es in Jodhpur wirklich gut gefallen – unsere Unterkunft und das Essen dort waren traumhaft und wir haben es wirklich genossen, die vielen kleinen Gassen zu erkunden und hinter jeder Ecke etwas Neues – wenn auch nie die eigene Unterkunft… – zu entdecken und die Abende mit Mitreisenden auf der Dachterrasse zu verbringen. So fiel es dann besonders schwer sich morgens um 4 Uhr aus dem Bett zu quälen, um den Zug nach Jaisalmer zu nehmen! Der traf dann übrigens erst mit zwei Stunden Verspätung ein… Indien!

Railway Station Jodhpur Train India Railway Station Jodhpur