Autopanne auf dem „Forgotten World Highway“

Ein letzter Blick auf den Mount Taranaki und dann links abbiegen auf den State Highway 43.

Forgotten World Highway

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Wir verlassen New Plymouth und begeben uns auf den rund 155 Kilometer langen „Forgotten World Highway“. Circa drei bis vier Stunden soll es dauern diesen Highway durch weitgehend unberührte Gebiete zu befahren. Die Reise geht über vier Bergrücken, durch einen einspurigen Tunnel und über eine ca. 15 Kilometer lange Schotterpiste. Eine Tankstelle? Nein! Handyempfang? Wo kämen wir denn da hin!

Forgotten World Highway

Die einzige Siedlung auf dem Weg: Whangamonona. Ein Hotel, ein Klo, ein paar Häuser und ein kleines Museum in einem Schaufenster. Hier machen wir eine etwas ausgedehntere Pause, da sich unser Motor wohl nach den vielen in der Hitze bewältigten Hügeln erst einmal abkühlen muss.

Forgotten World Highway

Forgotten World Highway

Forgotten World Highway

Als wir dann weiter fahren, müssen wir leider bereits nach wenigen Minuten die nächste Pause einlegen. Der Motor ist zu heiß. Na toll! Dies hatte er ja gerade erst eine ausgedehnte Pause und auch keine Bergrücken zu bewältigen… Kann es nur an der Hitze liegen?

Forgotten World Highway

Nach ein paar weiteren kurzen Pausen geht dann gar nichts mehr. Ausgerechnet an der von jeglicher Zivilisation am weitesten entfernten Stelle sitzen wir fest. Laut Anzeige ist die Kühlertemperatur beim Maximum und wir trauen uns nicht weiter zu fahren. Nach einer weiteren ausgedehnten Pause versuchen wir es noch einmal und lassen die Motorhaube während der Fahrt etwas offen stehen. Das kennen wir noch als zuverlässige Technik aus dem Himalaya! Doch der Motor blitzschnell wieder heiß und wir stehen erneut. Was ist da los? Es ist nicht einmal ein ganz besonders heißer Tag… Natürlich haben wir auch keinen Empfang, so dass wir auch niemanden anrufen könnten. Häuser mit Festnetzanschluss? Nirgends in Sicht. Wir untersuchen den Motor und entdecken schließlich eine mögliche Ursache: unser Kühlwasser ist verschwunden! Da hätte man vielleicht auch eher drauf kommen können, aber da wir uns mit Autos alle nicht so gut auskennen… Nach langem Hin und Her beschließen wir unser letztes Trinkwasser in den Kühler zu kippen.

Forgotten World Highway

Das lässt die Temperaturnadel allerdings bloß noch die letzten 2%, die noch bis zum Maximum fehlten, ausschlagen. Na super! Wir ergeben uns unserem Schicksal, warten auf das nächste Auto (es ist schon Nachmittag und es fahren ja durchschnittlich nur 150 Autos pro Tag die Strecke…) und bitten jemanden, den AA (das ist der neuseeländische ADAC) für uns zu bestellen, sobald er wieder Handyempfang habe.

Unsicher, ob und wann uns da tatsächlich jemand retten kommt, probieren wir es nach einer Weile noch einmal und, siehe da: das Trinkwasser scheint doch zu helfen! Nur bei jeder Bremsung kommt die Nadel wieder in den roten Bereich. Was das wohl ist? Um das Ganze nicht teurer werden zu lassen als unbedingt nötig, bestellen wir den AA ab, als wir auf einem Hügel plötzlich Handyempfang bekommen und tuckern wir ganz langsam der nächsten Stadt entgegen. Dort skypen wir dann mit Julian, meinem Bruder und KFZ-Mechatroniker, und können mit seiner Hilfe das Auto wieder in Schuss bringen.

Durch unsere Panne müssen wir eine Nacht in Taumarunui verbringen und können nicht wie geplant im Tongariro Nationalpark nächtigen. Auf der Suche nach einer bezahlbaren Unterkunft lernen wir Jamie kennen, der gerade mit seiner Familie ein Hotel mit angeschlossener Gastronomie und großem Fitnesscenter aufbaut, nebenbei noch um die 50kg abgenommen hat und gerade fleißig Te Reo lernt. Er ist zwar Maori, doch wie viele hat er die Sprache nie gelernt. Und wie viele versucht auch er, sich seiner Kultur und Sprache etwas anzunähern. Er bringt uns für kleines Geld in einer Art Abstellkammer unter und widmet sich dann mit seinen Studienkollegen traditionellen Liedern, während wir den Klängen lauschen. Gut, Nina und ich lauschen den Klängen. Die Jungs werkeln am Auto…

Taumarunui

Am nächsten Tag ist unser Diplomat dann zum Glück fast wieder in alter Form und so sehen wir sie schließlich doch noch aus der Nähe: die drei aktiven Vulkane Tongariro, Ngauruhoe und Ruapehu im ältesten Nationalpark Neuseelands. Aber das ist eine andere Geschichte.

Zurück zum Forgotten World Highway!

Forgotten World Highway

Forgotten World Highway

Forgotten World Highway

Forgotten World Highway

Jetzt haben wir ja fast nur vom Diplomaten, seinem Fieber und unseren Problemen, die richtige Medizin zu finden, geschrieben. Wie war’s denn sonst so? Malerisch! Die Strecke ist wirklich schön, vielleicht gerade weil sie so abgelegen ist. Bei gutem Wetter sieht man an manchen Stellen den Mt. Taranaki und an anderen bereits die Vulkane des Tongariro Nationalparks. Links und rechts immer wieder Weiden, manchmal dichter, sehr ursprünglicher Wald. Anzuschauen gibt es das kleine Dorf Whangamonona, einen urigen, recht langen einspurigen Tunnel, das Grab eines hier verstorbenen Entdeckers und mitten im nirgendwo stehende Betonbrücken, die von motivierten Siedlern gebaut und mittlerweile liebevoll „Bridge to Nowhere“ sowie „Bridge to Somewhere“ getauft wurden. Den Bedarf an Straßen hatten die fleißigen Herren wohl überschätzt…